Ralf Wagner
[22.7. 2001]

Erfüllt Deutschland das Kyoto-Abkommen?

"Musterschüler" und "Vorreiter" sei Deutschland im Umweltschutz und insbesondere bei der Reduzierung der Treibhausgase. Entsprechend unbescheiden und belehrend ist aber leider auch das Auftreten unserer Politiker, wofür sie im Ausland für deutscher gehalten werden, als sie es sicher selber einräumen werden.
Eine Studie des DIW und des Frauenhofer-Instituts soll nun den Vorsprung belegen. Da liest man, dass für die zwischen 1990 und 2000 erreichten 18 Prozent Reduzierung der wichtigsten Treibhausgase "nur" zur Hälfte "der Niedergang der ostdeutschen Industrie" verantwortlich sei. Das heißt aber: Ohne diesen Niedergang waren es nur ganze 9 Prozent. Berücksichtigt man weiterhin, dass die deutsche Wirtschaft in den zurückliegenden zehn Jahren äußert niedrige Wachstumsraten aufwies, relativieren sich die Einsparungen abermals. Einzig das bürokratische Rechenwerk des Kyoto-Protokolls erlaubt den Verkauf dieser Zahlen als Spitzenbilanz. Jeder Ostler wird sich dabei an solcherlei Rechenkunststücke aus den Zeiten der Planwirtschaft erinnert fühlen.
Peinlich ist es, dass die deutschen Oberumweltschützer folgerichtig die Nähe solcher Länder wie Russland suchen, welches ähnliche "Ruduzierungspotentiale" genutzt hat und nun bei besten Willen nicht als ökologische Vorzeigemodelle gelten kann. Noch schlimmer aber wird es, wenn unsere Politiker zum Opfer ihrer eigenen Erfolgsmeldungen werden, und sich mit Dosenpfand und Windkrafträdern auf dem einzig richtigen Weg sehen, während gleichzeitig zum Beispiel die Bahn (vollständig im Bundesbesitz!) mit Streckenstilllegungen und Verbindungsreduzierungen ihre Kunden geradezu in die Autos treibt.
Bürokratie und Selbstgefälligkeit haben noch ein Problem gelöst und werden auch beim Klimaschutz Nachhaltigkeit bestenfalls mit dem Bleistift erreichen.

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