Ralf Wagner Leitfaden Volkswirtschaftslehre © 1996-2002
Kapitel 1
  Ralf Wagner Leitfaden Volkswirtschaftslehre © 1996-2009
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    1. Grundbegriffe des Wirtschaftens
   

„Nicht vom Wohlwollen der Metzger,
Bäcker und Brauer erwarten wir das,
was wir zum Leben brauchen,
sondern weil diese ihre eigenen Ziele verfolgen“
Adam Smith

     
Wirtschaften
Effektivität
Effizienz
  Die Notwendigkeit des Wirtschaftens besteht im Konflikt zwi­schen der Knap­pheit der Güter und den in der Tendenz unbe­grenzten Bedürf­nissen. Dabei wer­den Wirtschaften als plan­volles Handeln zur Bedarfsdeckung und Wirtschaft als Einrichtungen und Verfahren zur Be­darfs­deckung definiert. Diesem Zielkon­flikt entspringt die Forderung nach
  • Effektivität = Erfolg / Aufwand

im Umgang mit Gütern und Ressourcen (Effizienzprinzip; Effizienz = unter den jeweili­gen Bedingungen größtmögliche Effektivität), welches die Maß­stäbe wirt­schaftlichen Handelns begründet.

    Die Lösung des Konflikts erfolgt durch die Maximierung des Erfolgs
  • des einzelnen Wirtschaftssubjekts (Nutzenzuwachs der Haushalte bzw. Gewinnmaximum der Unternehmungen) und
  • der Gesellschaft (allgemein akzeptierte Ziele).

Solche konkreten Wahlentscheidungen können sein:

  • bei den privaten Haushalten: Konsumieren - Sparen
  • bei den Unternehmungen: Produzieren - Investieren
  • bei den öffentlichen Haushalten : Struktur des Kollektivbedarfs und der Einkommensumverteilung
    Zur Veranschaulichung der Alternativen wird die Transformationskurve (auch: Produktionsmöglichkeitenkurve) verwendet.

Abb. 1-1:
Transformationskurve

  RW Abb. 1-1: Tranformationskurve
Opportunitätskosten   Die auf den beiden Achsen abgetragenen Güter X1 und X2 können von einer Volkswirtschaft entsprechend ihrer Produktionsmöglichkeiten hergestellt werden - entweder ausschließlich X1 oder X2 bei Verzicht auf das jeweils andere Gut (Achsenabschnitte) oder aber in Kombination entlang der Transformationskurve.
Deren Verlauf ist abhängig von den Grenzproduktivitäten (Kapitel Angebotsanalyse) der beiden Gütererzeugungen. Ein Verzicht in der Herstellung von X1 ermöglicht eine Mehrproduktion von X2 (Strecke AB). Dabei wird der Verzicht auf X1 auch als Opportunitätskosten für die Herstellung von X2 bezeichnet.
Die Güterkombination von C schöpft die Produktionsmöglichkeiten nicht voll aus und wird daher als suboptimal bezeichnet, diejenige von D hinge­gen kann nur mit Produktivitätssteigerungen und/oder Arbeitsteilung mit einer anderen Volkswirtschaft erreicht werden.

Ökonomisches Prinzip   Man unterstellt - was je nach Definition von Erfolg und Aufwand umstritten ist - , dass alle Wirtschaftssubjekte diese Ent­scheidungen ständig und überall rational treffen, sie sich als homo oeconomicus verhalten, und dabei die Maßstäbe wirtschaftlichen Handelns berücksichtigen. Diese werden als Ökonomisches Prinzip bezeichnet, welches wiederum in zwei Richtungen unterschieden wird: (1) Minimalprinzip: Erzielung eines be­stimmten Erfolges mit einem mini­malen Auf­wand und (2) Maximalprinzip: Erzielung eines maximalen Erfolges mit einem bestimmten Aufwand.
Übungsaufgabe
Erfolgsrelationen
  Das Ergebnis solcher Entscheidungen wird mit den Erfolgsrelationen wirtschaftlichen Handelns bewertet
  • Wirtschaftlichkeit = Leistung / Kosten
  • Rentabilität = Gewinn / Kapitaleinsatz
  • Kapitalproduktivität = Produktionsergebnis / Kapitaleinsatz
  • Arbeitsproduktivität = Produktionsergebnis / Arbeitseinsatz.

Dabei handelt es sich bei Rentabilität und Wirtschaftlichkeit um Wert- und bei den Produktivitäten um Mengenrelationen (nur bei Aggregationen als Wertkennzahl).

Produktionsfaktoren   Für das Unternehmen werden diese Erfolgsrelationen zwischen Input- und Output-Größen gebildet. Bei den Inputgrößen handelt es sich um die Produktionsfaktoren (Arbeit, Kapital, Boden, Information und Organisation mitunter gesondert betrachtet). Für ihre Inanspruchnahme werden Faktorentgelte (Lohn, Zins, Rente) gezahlt, welche dem Unternehmen Kosten in gleicher Höhe verursachen (Faktorkosten).

Kosten, Erlöse und Gewinn   Als Output verlassen das Unternehmen die Güter und Dienstleistungen (kurz: Güter), die für den Markt hergestellt wurden und dort angeboten werden. Besteht eine ent­sprechende Nachfrage, kommt es zum Handel (Transaktion = Leistung gegen Gegenleistung) und zur Preisbildung. Da­bei erzielt das Un­terneh­men Erlöse als Produkt aus Verkaufspreis mal verkaufter Menge.
  • Erlöse (E) = Preis (P) x Menge (X)

Nach Abzug der Kosten von den Erlösen ergibt sich der Gewinn als Residualgröße.

  • Gewinn (G) = Erlöse (E) – Kosten (K)
ceteris-paribus-Klausel   Um unter der schon an dieser Stelle sichtbar werdenden Vielfalt der Abhängigkeiten genaue Ursache-Wirkungs-Beziehungen verdeutlichen zu können, findet die ceteris-paribus-Klausel Anwendung (abgekürzt: c.p.), welche besagt, dass man jeweils nur eine der vielen Ursachen verändert, um dadurch ihre Auswirkungen zu beschreiben – oder kurz gesagt: unter sonst gleichen Bedingungen.
    Teilgebiete der Volkswirtschaftslehre
Mikroökonomie   Die klassische Volkswirtschaftslehre untergliedert sich in drei Teilgebiete, welche aufeinander aufbauen. Zunächst untersucht die Mikroökonomie das Ver­halten der einzelnen Wirtschaftssubjekte (der Haushalte und der Unternehmen) unter bestimmten, zunächst ideal­typischen, dann aber im­mer mehr an die Realität angenäherten Rahmenbedingungen.

Abb. 1-2:
Repetitorium
Mikroömkonomie
  RW Abb. 1-2: Repetitorium Mikroökonomie

    Mit der Untersuchung der wirtschaftlichen Tätigkeit der Unternehmen aus gesamtwirtschaftlicher Sicht bildet Mikroökonomie die Verbindung zur Betriebswirtschaftslehre, mit der Untersuchung der Haushalte stellt sie die Verknüpfung zum Marketing her.

    Aufbauend auf diesen Aussagen widmet sich die Makroökonomie der Gesamtheit wirtschaftlicher Akteure, also z.B. aller Unternehmen oder aller Haushalte, sowie dem Staat sowie die Integration aller in die Weltwirtschaft. Dabei werden zunächst die Ergebnisse der mikroökonomischen Theorie übertragen, dann aber unter verschiedenen Aspekten modifiziert. Neben Aussagen über die gesamtwirtschaftlichen Märkte, z.B. über den Güter- oder den Geldmarkt, ist besonders das Zusammenwirken aller Märkte von Bedeutung und insbesondere deren (unterstelltes) Streben nach einem Gleichgewicht.
Insbesondere die Geschichte der Makroökonomie ist geprägt von unterschiedlichen wirtschaftstheoretischen Schulen [
Kapitel 20], wie z.B. der Klassik, der Neoklassik, des Keynesianismus oder aber auch des Marxis­mus. Obwohl in einigen Aussagen äußerst konträr, so lei­sten doch alle einen Beitrag zum Gesamtbild der heutigen Volkswirt­schaftslehre. Am deutlichsten unterscheiden sich die Schulen in ihren Vorstellungen über das Wirken der Märkte sowie die Aufgaben des Staates, insbe­sondere den Umfang seiner wirtschaftlichen Tätigkeit.

Abb. 1-3:
Repetitorium
Makroökonomie und Verbindung zur Wirtschaftspolitik
  RW Abb. 1-3: Repetitorium Makroökonomie

    Damit bestimmen sie noch deutlicher als in der Makroökonomie das dritte Teilgebiet der VWL, die Wirtschaftspolitik. Diese wird allgemein als angewandte Mikro- und Makroökonomie definiert und untersucht Anforderungen an die wirtschaftliche Tätigkeit des Staates und deren mögliche Folgen, wie zum Beispiel in der Finanzpolitik.
     
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